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Ein Gastbeitrag von Silke Federlein, FFS Federlein Financial Services GmbH, Augsburg:

Steuern runter, Infrastrukturausgaben rauf, Regulierungen abbauen, Protektionismus ausbauen. Der neue US-Präsident Donald Trump will seine Wahlversprechen konsequent umsetzen.

Der Republikaner hat allem Anschein nach den Ehrgeiz, sein im Oktober 2016 vorgestelltes 100-Tage- Programm in nur wenigen Tagen durchzudrücken.

Allerdings ist es enorm wichtig zwischen "wilden Sprüchen" und realen Fakten zu unterscheiden. Denn, dass ein frisch gewählter US-Präsident viele Dekrete unterschreibt ist nicht neu. Für viele Entscheidungen benötigt Donald Trump aber die Mehrheit im Parlament und da gibt es bereits für viele Themen ordentlich Gegenwind.

Was bedeutet dies für den Welthandel und insbesondere deutsche Unternehmen?

Die Maßnahmen, die der neue Präsident bisher in die Welt gesetzt hat, tun zwar der Umwelt (Förderung umweltbelastender Energien zu Ungunsten erneuerbaren Energien), aber nicht der Wirtschaft weh. TPP zu kündigen ist noch keine große Sache, denn die USA haben mit den meisten daran beteiligten Ländern ohnehin Handelsabkommen (Kanada, Australien,Mexico, Japan, etc.)

Das Einreiseverbot und Beendigung von Obamacare sind in der aktuellen Diskussion so ungenau, das man dem Ganzen mit Gelassenheit gegenübertreten kann.

Die dunkle Seite seiner Wahlversprechen ist definitiv der gewünschte Ausbau des Protektionismus. Hier könnte Donald Trump aber v.a. sich selbst und den USA das Leben richtig schwer machen, denn die USA sind keineswegs mehr das Land mit dem größten Anteil am Welthandel. 2015 lag der Anteil der USA bei 11,8%, der von China bereits bei12,3% und der Anteil der EU inkl. Deutschland (7,4%) bei 40,6%. Alle übrigen Länder teilen sich die verbleibenden 35,3%. Somit ist die Vormachtstellung der USA nicht mehr gegeben. Hohe Strafzölle würden v.a. die USA selbst treffen, denn auch in den USA wird für den Export produziert. Und ohne Import kommen die USA gar nicht aus. Im Gegensatz zu D - nach China Exportweltmeister - hat die USA seit vielen Jahren einen negativen Handelsbilanzsaldo, v.a. durch Importe im Energiebereich (v.a. Öl), im Automobilsektor, bei Maschinen und pharmazeutischen Erzeugnissen.

Viele Überlegungen von Donald Trump sind unvereinbar mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO. Der Zoll auf Autos ist z.B. auf 2,5% begrenzt. Wenn Trump ihn auf 25% bis 30% anheben will, wäre das ein eindeutiger Verstoß gegen diese Regeln. Würde dann im Gegenzeug die EU ebenfalls hohe Handelszölle für amerikanische Importe fordern, wäre das Ergebnis ein Handelskrieg. Das müsste definitiv verhindert werden, weil dann am Ende alle als Verlierer dastehen!

Gleiches gilt für die unterschiedlichen Auffassungen zu den Bewertungen der Währungen hier und jenseits des Atlantiks. Donald Trump ist der Meinung der Euro ist viel zu günstig und sieht hier Wettbewerbsvorteile insbesondere für Deutschland und die hohe Qualität der Produkte der sog. Hidden Champions. Dabei vergisst er, dass der USD jüngst wegen seiner zahlreichen Ankündigungen die Wirtschaft in den USA deutlich anzukurbeln und die Steuern kräftig zu senken stark gegenüber dem Euro gestiegen ist. Rational betrachtet ist der USD deutlich mehr überbewertet als der Euro zu tief bewertet. Hier isoliert auf Deutschland loszugehen ist falsch. Der Euro ist eine Gemeinschaftswährung von allen beteiligten Ländern und spiegelt die durchschnittliche Wirtschaftskraft all dieser Länder wider.

Es ist noch viel zu früh, um zu verkünden, dass wir uns inmitten eines Umbruchs zu einer neuen Weltordnung befinden; dass sich neue Allianzen und Blöcke bilden. Am Ende könnte die USA alleine dastehen, wenn sich Europa um Deutschland und Asien um China gruppiert.

Abwarten ist also in jeglicher Hinsicht das Gebot der Stunde und sich nicht durch die hektischen Medien aus der Ruhe bringen zu lassen. Denn erst, wenn in den USA Gesetze beschlossen worden sind, dann ändert sich tatsächlich etwas.

Aber auch in Europa wird es spannend. Denn in 2/3 aller europäischen Länder stehen Wahlentscheidungen an. Am Wichtigsten sind sicher die Parlamentswahl in den Niederlanden am 25.03.2017, die Präsidentschaftswahlen in Frankreich am 07.05.2017 und die Bundestagswahlen in Deutschland am 24.09.2017.

Je nach Ausgang dieser Wahlen könnte die Eurozone vor weiteren großen Herausforderungen stehen und sich evtl. mit neuen Austrittskandidaten konfrontiert sehen, allen voran Frankreich, wenn Marine Le Pen die Wahl gewinnt. Aktuell steht die Wahrscheinlichkeit, dass sie gewählt wird bei 33%. Aber auch Italien ist ein Wackelkandidat, denn u.a. sind die italienischen Banken, allen voran die Monte dei Pasci und die Unicredito in einem wahrlich katastrophalen Zustand und auf politische Hilfe des italienischen Staates und/oder der EZB angewiesen.

Somit wird das Kapitalmarktjahr 2017 wieder von erheblichen Unruhen geprägt sein, die aus der Politik herrühren, aber die auch Chancen beinhalten, solche Ereignisse erfolgreich zunutzen. Denn: Die Wirtschaftszahlen sind allesamt positiv oder befriedigend. Daran wird sich auch kurzfristig wenig ändern. Im Vergleich zu vor der Finanzkrise sind die Wachstumsraten natürlich deutlich niedriger, aber zumindest gibt es Wachstum.

Wie soll sich der Anleger da verhalten?

Die Sparzinsen bleiben sicher auf Sicht auf den derzeit extrem niedrigen Niveaus, zumindest solange, wie wir in Europa keine gravierenden Veränderungen sehen. Durch den kräftigen Anstieg der Inflationsrate auf knapp 2% ist es mit diesen Anlagen nicht möglich auch nur annähernd eine positive Realrendite zu erwirtschaften.

Um weiterhin substanzielle Realrendite bei gleichzeitig überschaubarer Volatilität zu erzielen bleibt nur die Aufteilung in zahlreiche Anlageklassen mit insgesamt globaler Ausrichtung. Dabei darf man sich durch kurzfristige Irritationen am Markt nicht weiter beirren lassen und sollte Volatilität nicht mit Risiko verwechseln. Strikte globale Risikostreuung und hohe Qualität der Einzelinvestments sollte eine übergeordnete Rolle spielen und wichtiger sein als kurzfristige Renditechancen, die zu hohen, nicht kalkulierbaren Verlusten führen könnte.

Denn auch in 2017 kann es wieder politische Entscheidungen geben, die zu irrationalem Marktverhalten führen werden.

Kontakt:

Silke Federlein, Federlein Financial Services GmbH, 

silke.federlein(at)federlein-financial.de

www.federlein-financial.de

 

 

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